Die 15. Nonfiktionale ist nach vier intensiven Tagen zu Ende gegangen. Wir hatten wieder tolle Gäste, ein sehr diskussionsfreudiges und offenes Publikum und zauberhafte Begegnungen rund um die Filme!
Filme 2023
Impressionen 2023
Vielen Dank an alle, die diese Festivalausgabe zu diesem wunderbaren Erlebnis gemacht haben!!
Preisträgerfilme 2023
Im Rahmen der Preisverleihung 2023 vergab unsere Jury, bestehend aus Beatrice Babin, Christine Moderbacher und Maximillian Plettau folgende Preise:
Nonfiktionale-Preis der Stadt Bad Aibling
Auf Grund der hohen Qualität der ausgewählten Filme hat die Jury entschieden, den diesjährigen Nonfiktionalepreis der Stadt Bad Aibling auf zwei Filme aufzuteilen. Beide Filme zeichnen sich durch ihren Mut in Hinblick auf das Motto „Auf dünnem Eis“ aus.
Ours
von Morgane Fund
Begründung der Jury:
Eine Studentin aus Luzern wird durch Zufall mit verstörenden, voyeuristischen Bildern konfrontiert und versucht mit ihrem eigenen Unbehagen umzugehen. Die Regisseurin nutzt die Macht der Bilder für den Dialog über die Gewalt des männlichen Blicks und schafft es damit Machtpositionen umzudrehen. Mit ihren Reflexionen ermöglicht sie den Zuschauer*innen am Prozess des Filmeschaffens teilzuhaben und einen Zugang zu ihrer Sichtweise zu gewinnen.
Nach Wriezen
von Daniel Abma
Begründung der Jury:
Drei jugendliche Straftäter werden aus der JVA Wriezen entlassen. Der Filmtitel kündigt die Zeit der Resozialisierung und die ständige Drohung einer Rückkehr an. Der Film zeichnet sich durch die besondere Beziehung zwischen dem Regisseur und den Protagonist*innen aus. Nähe und Distanz werden zugelassen ohne zu werten. Mit seinen Fragen trifft Daniel Abma den richtigen Ton, der sowohl seine Haltung als auch die Sensibilität gegenüber dem Thema und den Protagonist*innen verdeutlicht.
Dedo-Weigert-Film-Kamerapreis
Der von Dedo-Weigert-Film gestiftete Sachpreis in Form einer Fellonie-LED-Flächenleuchte, samt Zubehör ging an Georg Nonnenmacher.
Auf Anfang
von Georg Nonnenmacher
Begründung der Jury:
Michael Scholly saß die meiste Zeit seines Lebens wegen eines Mordes im Gefängnis. Der Film begleitet den langjährigen Vorbereitungsprozess auf die Entlassung. Die Bildgestaltung schafft Räume und Zwischenräume für eine präzise dokumentarische Beobachtung. Es sind Bilder für das Kino, die sich nicht in den Vordergrund spielen.
Lobende Erwähnungen
Zwei Filme wurden mit einer lobenden Erwähnung gewürdigt:
Lucica und ihre Kinder
von Bettina Braun für die Ehrlichkeit und deren Sichtbarmachung im Umgang mit der Protagonistin. Dies unterstützt den Fokus der Geschichte, der auf der Mutter mit ihren Kindern liegt.
Kühe auf dem Dach
von Aldo Gugolz. Die Stimmung auf der schweizerischen Alp wird von Susanne Schüle durch ihre beeindruckende Bildgestaltung in den Kinosaal transportiert. Der präzise Kamerablick führt uns entlang der Bruchlinien und Unebenheiten von den Lebensgeschichten.
Bürgerpreis
Der mit 500 Euro dotierte Bürgerpreis wurde von der Schülerjury betehend aus Johanna Berns, Isabelle Plessmann und Markus Rosendorfer verliehen. Er ging an den Film
Alias
von Jens Junker
Begründung der Jury:
Eine scheinbar heile Familie, doch die Fassade bröckelt nach und nach. Als Publikum wird man mitgenommen auf eine emotionale Reise, bei der man Jens Junker wahnsinnig nahekommt. Der Regisseur und Protagonist hält mit seinen Gefühlen nicht hinter dem Berg und lädt das, was vor der Kamera passiert, im Kommentar auf berührende Weise auf. Der Film lebt von Kontrasten auf mehreren Ebenen: bei den Orten, im Hinblick auf die Herzlichkeit der Gegenüber und zwischen den Super-8-Aufnahmen von früher und der Realität der schwierigen Familienverhältnisse heute. Trotz des brüchigen Eises des Themas strahlt „Alias“ nicht zuletzt auch durch seinen Humor immer wieder auch Wärme und Hoffnung aus.
Wir gratulieren den Preisträgerinnen und Preisträgern ganz herzlich!!
Auf dünnem Eis

Wer sich auf dünnes Eis begibt, geht ein Risiko ein, kann einbrechen. Der dokumentarische Zugang basiert in der Regel auf einer empathischen, tragfähigen Beziehung zu den dargestellten Personen, auch wenn kritische Positionen und Themen verhandelt werden.
Manche Werke jedoch lassen sich in der Beziehung zu ihren Protagonist*innen oder zum Publikum bewusst auf ein Wagnis ein. Sie begeben sich in ein Spannungsfeld von Sympathie und Antipathie, bis hin zur Konfrontation oder sogar zum Scheitern. Ein Mörder als Identifikationsfigur? Radikales Gedankengut ungefiltert in die Kamera gesprochen? Wie mit Weltbildern umgehen, die diametral zu den eigenen stehen, die eine Neuperspektivierung bis an die Grenzen der eigenen Toleranz strapazieren? Welche filmische Form ist angemessen?
Unter unserem aktuellen Motto „Auf dünnem Eis“ zeigen wir Dokumentarfilme, die solche Wagnisse eingehen, indem sie uns mit brüchigen, problematischen oder zumindest ambivalenten Beziehungen konfrontieren.
